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Rückblick: Betriebsbesuch Matte Brennerei

Alumni UniBE Corporate
11.06.2025

Am 22. Mai war die Alumni UniBE zu Gast bei der Matte Brennerei in Bern, um an einem spannenden Betriebsbesuch teilzunehmen.

Die Brennerei, eine kleine, aber feine Location, befindet sich im Herzen des traditionsreichen Stadtteils Matte, direkt an der Aare. (Mehr zur Geschichte der Matte Brennerei)

Zum Auftakt gab Juri Auderset vom Historischen Institut der Universität Bern eine unterhaltsame Einführung in die Geschichte des Alkohols in der Schweiz. Mit viel Sprachwitz und Humor führte er die Teilnehmenden durch das Thema, sodass es leichtfiel, ihm zu folgen.

Er eröffnete seinen Vortrag mit historischen Bildern aus Grossbritannien und zeigte, wie Alkohol dort früher gesellschaftlich unterschiedlich wahrgenommen wurde. Während er in der „Beer Street” als Genussmittel der Reichen galt, symbolisierte die „Gin Lane” den problematischen Konsum der Armen.

Auderset untermalte seine Präsentation mit Zitaten und spannenden Anekdoten. Er erklärte, wie im 19. Jahrhundert in der Schweiz die sogenannte «Alkoholfrage» aufkam: eine gesellschaftliche Debatte über die Risiken des Alkoholkonsums, seine Auswirkungen und die Rolle des Staates bei dessen Regulierung. Aufklärungsversuche durch Persönlichkeiten wie Jeremias Gotthelf oder Heinrich Zschokke begleiteten diese Entwicklung.

Im Agrarwesen hatte man entdeckt, dass sich überschüssige Ernte durch Destillation haltbar machen liess – so entstand der Branntwein. Er fand sowohl als Genussmittel als auch als Arznei Verwendung. Parallel dazu begann man, die Auswirkungen des Alkohols medizinisch zu untersuchen, was zu einem wachsenden wissenschaftlichen Verständnis führte.

Mit der Industrialisierung stieg auch der Alkoholkonsum. Für viele Arbeiter diente Alkohol als Durstlöscher, Hungerstiller oder Mittel gegen Erschöpfung. Gleichzeitig wurde Alkohol jedoch zunehmend kritisch betrachtet und als «Verführung zum Rausch» verurteilt. Die Verantwortung für Alkoholmissbrauch und die damit verbundenen sozialen Probleme wurde lange Zeit den ärmeren Bevölkerungsschichten zugeschrieben. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich das Bild: Alkohol wurde zunehmend als Genussmittel angesehen – auch in wohlhabenderen Kreisen.

Ob als Genussmittel oder Arznei: Heute liegt die Verantwortung für den Alkoholkonsum bei jeder volljährigen Person selbst.

Nach dem eindrucksvollen Vortrag von Juri Auderset folgte der praktische Teil: Die Mitglieder erfuhren direkt von Basil und Lisa, Mitarbeitenden der Matte Brennerei, wie Gin hergestellt wird. UniBE Alumna Lisa erzählte von ihrem Weg zur Brennerei und erläuterte mit viel Leidenschaft die Feinheiten der verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Währendessen durften die Teilnehmenden etwas degustieren. Dabei konnte auch die nichtalkoholische Variante gewählt werden.

Lisa reichte zudem Gewürze herum, an denen man schnuppern oder die man kosten konnte.

Nach der Degustation durften sich die Mitglieder auch den Brennofen anschauen. Es war ein gelungener Abend, der sowohl Theorie als auch Praxis umfasste.

Fotos: © Alumni UniBE | Dres Hubacher